Faltenkiller Botox
Nur ein paar harmlose kleine Piekser – und nach ein paar Tagen sind unliebsame Falten wie von Zauberhand weggewischt. Die Zauberhand, die Falten einfach verschwinden lassen kann, heißt Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox.
Jeder hat schon einmal davon gehört, fast jeder kennt jemanden, der es schon einmal ausprobiert hat, und immer mehr Frauen – und neuerdings auch Männer – haben die „entfaltende“ Wirkung bereits am eigenen Gesicht erfahren. Aber wie funktioniert eigentlich dieser wundersame Faltenkiller?
Stirnrunzeln mit Folgen
Um das zu verstehen, muss man zunächst einmal wissen, wie eigentlich Falten entstehen. Zwar gibt es eine ganze Reihe von Ursachen für unschöne Faltenbildung, eine der häufigsten ist dabei jedoch die Mimik. Durch die Anspannung der mimischen Muskulatur des Gesichts gräbt sich auf Dauer im Bereich des kontrahierten Muskels eine Furche ein – eine sichtbar bleibende Falte ist entstanden. So rächen sich zum Beispiel ständiges Stirnrunzeln, Blinzeln oder angestrengtes Zusammenziehen der Augenbrauen ebenso wie mürrisch heruntergezogene Mundwinkel, indem sie jeder Creme trotzende, unschöne Falten zur Folge haben.
Aber was passiert physiologisch, damit sich ein Muskel kontrahiert?
Zunächst entsteht der Wunsch, eine Bewegung auszuführen. Dabei ist es egal, ob Bewusstsein oder auch Unterbewusstsein sich wünschen, den Arm zu heben, den Bauch anzuspannen oder eben die Stirn zu runzeln. Bestimmte Zentren im Gehirn verarbeiten nun diesen Auftrag und geben ihn an das Nervensystem weiter. Der für die Zielregion zuständige Nerv leitet den Auftrag zu den Muskeln, die ihrerseits die gewünschte Bewegung ausführen können. Die Stelle, an der der Nerv auf den Muskel trifft, wird „Motorische Endplatte“ genannt und ist der Ort, an dem der Nerv dem Muskel den Befehl gibt, sich zusammenzuziehen. Dieser Befehl wird durch den Neurotransmitter genannten Botenstoff Acetylcholin übermittelt, der vom Nervengewebe an der motorischen Endplatte ausgeschüttet wird.
Genau an diesem Punkt setzt das Botulinumtoxin – kurz: Botox – an, denn es kann die Ausschüttung dieses Botenstoffes verhindern und so den Muskel zu jeder Kontraktion unfähig machen. Der vom Gehirn über das Nervensystem geleitete Auftrag kann nicht ausgeführt werden, denn der Befehl kommt nicht an, der Muskel ist jetzt gelähmt und die über dem Muskel liegende Haut glatt und faltenfrei.
Die Dosis macht das Gift!
Damit ist Botulinumtoxin ein Nervengift. Das von dem Bakterium Clostridium botulinum hergestellte Toxin ist tatsächlich hochgiftig und kann im menschlichen Körper lebensbedrohliche Zustände hervorrufen, wenn es unkontrolliert in den Organismus gelangt. Das ist auch der Ansatzpunkt der Botox-Gegner, die jeden Einsatz potentiell toxischer Substanzen ablehnen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Botulinumtoxin eines der wirklich gut geprüften Arzneimittel ist, denn vor seinem Einsatz als Faltenkiller wurde es jahrzehntelang zu medizinischen Heilzwecken angewendet.
Bei Erkrankungen wie etwa Migräne, schmerzhaften Halsverspannungen, übermäßigem Schwitzen und sogar Schielen und Lidkrämpfen hat sich Botox als erfolgreiches Medikament erwiesen. Die Anwendung in der ästhetischen Medizin zur Faltenkorrektur ist noch relativ jung und bedarf eines geübten Behandlers, denn wie bei allem ist auch hier die Dosis und der punktgenaue Einsatz entscheidend. Fast jeder hat schon einmal von missglückten Botox-Experimenten gehört – da hängt das Lid, die Lippe will nicht mehr gehorchen oder die jetzt hochgezogenen Mundwinkel haben ein ständiges
Sabbern zur Folge. Fast ebenso unschön sind maskenhaft erstarrte Gesichter, die durch zu starke Lähmung der Muskulatur zu keinerlei Gefühlsausdruck und Mimik mehr fähig sind. An all diesen schauerlichen Ergebnissen einer Botox-Behandlung ist nicht das Medikament Botox schuld, sie entstehen ausschließlich durch falsche Dosierung und ungenaue Injektion.